Vortrag zur Geschichte der Fa. ERGEE | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Vortrag zur Geschichte der Fa. ERGEE

Nachdem am Wochenende 18./19. Oktober 2025 rund 250 Interessierte die Ausstellung über die Geschichte der Strumpffabrik ERGEE in Gelenau/Erzgebirge und Neustadt im Historischen Rathaus und dem Rathaus besuchten fand am 20. Oktober noch ein Vortrag des Gelenauer Lokalhistorikers Dr. Olaf Tautenhahn zur Thematik im Kultur- und Bürgerzentrum statt.

Bürgermeister Thomas Groll freute sich sehr darüber über 120 Personen begrüßen zu können. Viele von ihnen hatten selbst zum Teil jahrzehntelang "am Steimbel" in der Strumpffabrik gearbeitet.

Groll dankte Dr. Tautenhahn nochmals für seine Bereitschaft, sein profundes Wissen über ERGEE zu teilen und hob hervor, dass Stadtarchivarin Andrea Freisberg den Kontakt hergestellt habe. Dr. Tautenhahn dankte später nach Christine Langer von der früheren Werksleitung und Hartwig Faber für Unterstützung und nützliche Hinweise.

Der Bürgermeister ging kurz auf die Bedeutung des Unternehmens für die Kommune ein und verwies darauf, dass es wichtig sei, Lokalhistorie nicht gering zu schätzen. Daher sei es ihm immer wieder ein Anliegen, hier Akzente zu setzen. Dies sei mit Ausstellung und Vortrag zu ERGEE vor dem Hintergrund der Werkschließung vor 30 Jahren dank eines kompetenten Lokalhistorikers zweifellos gelungen.

Dr. Olaf Tautenhahn sprach anschließend 90 Minuten zum Thema und keinem der Zuhörerinnen und Zuhörer wurde es langweilig.

Er spannte den Bogen zunächst von den ersten Strumpfwirkern im Erzgebirge bis zur Industrialisierung der Branche in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Interessant war es zu erfahren, dass in Deutschland Strümpfe nur in Sachsen hergestellt wurden.

Der Referent ging ausführlich auf das Leben von Edwin Rössler ein und stellte auch die Rolle von dessen Gattin Clara bei der Gründung des Unternehmens 1901 heraus. Er charakterisierte sie als starke Frau und den Motor der Entwicklung.

Den Anwesenden wurde der rasante Aufstieg von ERGEE in den 1920er und 30er Jahren nahegebracht und die unternehmerische Weitsicht von Edwin Rössler und seinem Sohn Emil.

Dr. Tautenhahn sprach die Drangsalierung von Emil Rössler in der sowjetischen Besatzungszone 1948/49 und dessen Flucht in den Westen an.

Sein Sohn Werner, der schon zuvor die SBZ verlassen hatte, wollte zunächst das neue Werk im benachbarten Allendorf errichten, aber Neustadts damaliger Bürgermeister Kurt Kuhn verstand es, den Senior für Neustadt zu gewinnen.

Das Wachsen des Werkes wurde ebenso erläutert wie der Großbrand in 1971 und der rasche Wiederaufbau. Es wurde deutlich, wie eng Emil Rössler Neustadt verbunden war. Sein Tod 1982 war ein Einschnitt. Was folgte war der Niedergang der Textilindustrie in Deutschland und die Werksschließung 1995.

Es war ein gelungener Vortrag, der Anlass zu Nachfragen und Gesprächen gab.