In drei gut besuchten Informationsveranstaltungen am 10., 13. und 19. November in Neustadt (Hessen) sowie in den Stadtteilen Momberg und Speckswinkel hat die Stadt Neustadt die Ergebnisse ihrer kommunalen Wärmeplanung vorgestellt. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger nutzten die Gelegenheit, sich über die Ergebnisse und künftigen Perspektiven der lokalen Wärmewende zu informieren.
Bürgermeister Thomas Groll begrüßte die Anwesenden und betonte die Bedeutung einer gemeinsamen Anstrengung auf dem Weg zu einer klimaneutralen Energiezukunft. Im Anschluss präsentierte Dr. Sebastian Guth von der Energiegenossenschaft Vogelsberg eG, die im Auftrag der EnergiewendePartner GmbH sowie der Stadt die Wärmeplanung erarbeitet hatte, die zentralen Ergebnisse der Untersuchung. Besonders im Fokus standen dabei die Stadtteile, die sich aufgrund ihrer Strukturen und Wärmedichte für eine Nahwärmelösung eignen.
Wie eine solche Nahwärmeversorgung in der Praxis funktioniert, erläuterte Heinz Heilemann, Vorsitzender der LaNEG Hessen e.V. und langjähriger Vorstand der Energie Wasenberg eG. Mit konkreten Beispielen zeigte er auf, wie gemeinschaftliche Wärmenetze aufgebaut und betrieben werden können. In der anschließenden Diskussionsrunde, in der in Momberg auch Karlheinz Kurz seine Erfahrungen als Vorstandsmitglied der Bioenergiegenossenschaft Mengsberg e.G. berichtete, wurden die unterschiedlichen Möglichkeiten einer wirtschaftlichen und klimafreundlichen Wärmeversorgung lebhaft erörtert.
Detaillierte Analyse als Grundlage für die Wärmewende
Die kommunale Wärmeplanung bildet die Basis für den schrittweisen Umbau der Wärmeversorgung in Neustadt (Hessen) hin zu erneuerbaren Energien. Sie stützt sich auf eine umfassende Analyse des aktuellen Wärmebedarfs sowie der vorhandenen Potenziale zur Nutzung regenerativer Energiequellen.
Derzeit erfolgt die Beheizung der meisten Gebäude in Neustadt (Hessen) noch durch fossile Brennstoffe wie Heizöl und Gas. Bereits heute zeigt jedoch das Nahwärmenetz in Mengsberg, dass eine klimafreundliche Versorgung möglich ist. Daran will die Stadt anknüpfen: Durch die Unterstützung bestehender und die Planung neuer Wärmenetze soll bis zum Jahr 2045 eine klimaneutrale Wärmeversorgung erreicht werden.
Als besonders geeignete erneuerbare Energiequellen nannte Dr. Guth Windkraft und Photovoltaik. Für Gebäude, die langfristig nicht an ein Wärmenetz angeschlossen werden können, soll die Wärmepumpe eine zentrale Rolle spielen. Eine Umstellung des bestehenden Erdgasnetzes auf Wasserstoff sei derzeit hingegen nicht absehbar.
Fokus auf geeignete Gebiete und freiwilliges Engagement
Im Rahmen der Planung wurden Eignungsgebiete ermittelt, die sich wirtschaftlich und technisch für ein Wärmenetz eignen. Nach aktuellem Stand können alle Quartiere (Hochstruth/Vor dem Hain, Momberg, Galgenberg/Ruschelberg, Altstadt und Speckswinkel) ein wirtschaftliches Nahwärmenetz betreiben.
In diesem Zusammenhang erläuterte Dr. Sebastian Guth die Vor- und Nachteile für Privatpersonen durch eine Einzellösung oder einer gemeinschaftlichen Versorgungslösung bei der zukünftigen Wärmversorgung und wies besonders darauf hin, bei einem Kostenvergleich alle Preiskomponenten, wie z.B. Wartung und zukünftige CO2 Bepreisung in den Blick zu nehmen.
Zum Abschluss der Veranstaltung appellierte Bürgermeister Groll an die Anwesenden, sich aktiv einzubringen: „Nur wenn wir gemeinsam handeln und engagierte Bürgerinnen und Bürger als Multiplikatoren in den Stadtteilen gewinnen, kann dieses große Vorhaben gelingen.“ Interessierte können sich bei der Energiegenossenschaft Vogelsberg oder der Stadt Neustadt (Hessen) melden, um sich schulen zu lassen und vor Ort für die Wärmewende zu werben.
Nächste Schritte: Einsicht, Beschluss und Umsetzung
In den kommenden Monaten ist eine Möglichkeit zur Einsichtnahme des Ergebnisberichtes geplant. Die kommunale Wärmeplanung dokumentiert detailliert, wie die Gebäude in Neustadt (Hessen) derzeit beheizt werden, welche Potenziale bestehen und welche Schritte für den Aufbau neuer Wärmenetze notwendig sind.
Nach der Einsichtsphase folgen der offizielle Beschluss und die finale Veröffentlichung des Wärmeplans. Damit erhält Neustadt (Hessen) frühzeitig ein verbindliches Leitbild für die Umstellung der Wärmeversorgung.
Ab dem 01.07.2028 findet die Regelung nach dem Gebäudeenergiegesetz Anwendung, dass neue Heizungen mindestens 65 Prozent erneuerbare Energien nutzen müssen. Das betrifft defekte Heizungen in Bestandsgebäuden, die nicht repariert werden können. In Neubauten in Neubaugebieten dürfen bereits seit dem 1. Januar 2024 nur Heizungen installiert werden, die auf 65 Prozent erneuerbaren Energien basieren. Die kommunale Wärmeplanung liefert somit eine wichtige Orientierung für die künftige Art der Beheizung und stellt die Weichen für eine verlässliche, bezahlbare und klimaneutrale Wärmeversorgung in Neustadt (Hessen) bis 2045.
Für dieses Vorhaben wurde der Stadt Neustadt (Hessen) eine Förderung von bis zu 90 Prozent der Kosten im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative bewilligt.
Mit der Nationalen Klimaschutzinitiative initiiert und fördert die Bundesregierung seit 2008 zahlreiche Projekte, die einen Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen leisten. Ihre Programme und Projekte decken ein breites Spektrum an Klimaschutzaktivitäten ab: Von der Entwicklung langfristiger Strategien bis hin zu konkreten Hilfestellungen und investiven Fördermaßnahmen. Diese Vielfalt ist Garant für gute Ideen. Die Nationale Klimaschutzinitiative trägt zu einer Verankerung des Klimaschutzes vor Ort bei.
Von ihr profitieren Verbraucherinnen und Verbraucher ebenso wie Unternehmen, Kommunen oder Bildungseinrichtungen.
Weitere Informationen zur Wärmeplanung finden Sie auf www.klimahandeln-ostkreis.de. Bei Fragen wenden Sie sich gerne an die Klimaschutzmanagerin der Stadt Neustadt (Hessen) Frau Juliane Liebelt, Tel.: 06422 / 808-330, Mail: j.liebelt@kirchhain.de